»Wahlfreiheit« erwerbstätiger Mütter und Väter?
Zur Erwerbs- und Sorgearbeit aus intersektionaler Perspektive
Autor*in: Menke, Katrin
Reihe: Gesellschaft der Unterschiede
Jahr: 2019
Sprache: Deutsch
Umfang: 306 S.
Verfügbar
- Inhalt:
- O-Ton: »Wir brauchen einen ganz anderen Blick«– Katrin Menke im Interview bei Spiegel online am 06.08.2019. 1. Warum ein Buch zu diesem Thema?Die gegenwärtige Familien- und Gleichstellungspolitik in Deutschland gilt als Erfolgsmodell. Ich möchte die getätigten Schritte nicht schlecht reden, aber durchaus kritisch reflektieren, wessen Lebensrealitäten im Mittelpunkt von Politik und Wirtschaft stehen. Und das sind eben nicht Mütter und Väter per se, sondern gut ausgebildete Eltern der gehobenen, heterosexuellen Mittelschicht mit zumindest europäischer Staatsbürgerschaft.2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?Das Buch schärft den Blick für wechselseitige Zusammenhänge: ich bin nicht nur Frau oder Mann, sondern zugleich vieles mehr – etwa migriert, Vater, erwerbslos. Dennoch werde ich von Politiken meist nur als Mitglied einer sozialen Gruppe adressiert. Ein differenzierter Blick ist notwendig, damit Sozialpolitik den vielfältigen Lebensrealitäten der Menschen gerecht(er) wird.3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?Das Interesse an intersektionalen Ansätzen ist groß. Intersektionale Analysen wohlfahrtsstaatlicher Politiken, die zudem auf qualitativem Material basieren, sind in Deutschland allerdings noch rar. Das gilt umso mehr, wenn es über die Wechselwirkungen zwischen Geschlecht und Klasse hinausgeht. Es gibt noch viel zu erforschen.4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?Mit allen politischen Akteur*innen, die sich für Intersektionalität und Sozialpolitik interessieren.5. Ihr Buch in einem Satz:Die institutionelle Anerkennung von Menschen mit Sorgeverpflichtungen geht mit einer gesellschaftlichen Entsolidarisierung einher. Das darf nicht sein! Der deutsche Wohlfahrtsstaat hat sich gewandelt - und mit ihm seine Familienpolitik. Doch die vordergründigen Fortschritte und Gleichstellungsgewinne erreichen nicht alle Mütter und Väter gleichermaßen: Zentral für die »Wahlfreiheit« von Eltern bei der Gestaltung von Erwerbs- und Sorgearbeit ist und bleibt ihre soziale Positionierung nach Geschlecht, Klasse und Ethnizität. Dies zeigen qualitative Interviews mit Müttern und Vätern mit und ohne Migrationshintergrund sowie in unterschiedlichen Beschäftigtengruppen, die exemplarisch im deutschen Krankenhaussektor geführt wurden. Durch die Verknüpfung einer intersektionalen Perspektive mit Wohlfahrtsstaatenforschung zeigt Katrin Menkes Studie, wie soziale Ungleichheiten zwischen Müttern und Vätern gegenwärtig (re-)produziert und legitimiert werden. Dabei fällt auf: statt als Sorgetragende werden Mütter und Väter von der Familien- und Sozialpolitik primär als Wirtschaftssubjekte adressiert.
Katrin Menke, geb. 1983, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen und Mitglied der Forschungsgruppe »Migration und Sozialpolitik«. Die Sozialwissenschaftlerin studierte in Düsseldorf und Berlin und promovierte im Kolleg »TransSoz: Leben im transformierten Sozialstaat« der Universität Duisburg-Essen, der Technischen Hochschule Köln und der Hochschule Düsseldorf. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind soziale Ungleichheiten aus intersektionaler Perspektive, Familien-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik im Wandel sowie (kritische) Migrationssoziologie und Asylpolitik.
Titelinformationen
Titel: »Wahlfreiheit« erwerbstätiger Mütter und Väter?
Reihe: Gesellschaft der Unterschiede
Autor*in: Menke, Katrin
Verlag: transcript Verlag
ISBN: 9783839447093
Kategorie: Sachmedien & Ratgeber, Gesellschaft, Sozialwissenschaft
Dateigröße: 2 MB
Format: PDF
Max. Ausleihdauer: 21 Tage