
Was ist Behinderung?
Abwertung und Ausgrenzung von Menschen mit Funktionseinschränkungen vom Mittelalter bis zur Postmoderne
Autor*in: Egen, Christoph
Reihe: Medical Humanities
Jahr: 2020
Sprache: Deutsch
Umfang: 270 S.
Verfügbar
- Inhalt:
- Der Behinderungsbegriff spiegelt die menschliche Vielfalt nicht adäquat wider, sondern transportiert das Bild einer scheinbar homogenen Menschengruppe, die symbolisch auf das Piktogramm des Rollstuhlfahrers reduziert wird.Christoph Egen geht den Fragen nach, was »Behinderung« überhaupt ist und wie sich der gesellschaftliche Blick auf Menschen mit Funktionseinschränkungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart gewandelt hat. Dabei greift er auf die Prozesssoziologie von Norbert Elias zurück, um die Abwertungs- und Ausgrenzungsprozesse von Menschen zu untersuchen – und liefert so einen wertvollen Beitrag zur interdisziplinären Fachdiskussion. 1. Warum ein Buch zu diesem Thema?Zum einen war es mir ein persönliches Anliegen dieses Thema wissenschaftlich zu reflektieren, zum anderen ist mir kein Buch bekannt, das versucht die vielfältigen Sichtweisen auf dieses Thema synthetisch zusammenzuführen und das die Genese in den Vordergrund des Erkenntnisinteresses stellt. Der gesellschaftliche Wandlungsprozess in der Wahrnehmung und Bewertung von sowie der Reaktion auf Menschen mit Funktionseinschränkungen ist es, der mich interessiert.2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?Es eröffnet eine prozesssoziologische Perspektive, die eben nicht einen Status quo beschreibt und erklärt, sondern das Geworden-Sein in den Fokus rückt, in der Hoffnung – um es mit den Worten von Norbert Elias zu sagen – zukünftig ›weniger blind‹ zu handeln. Es ist die Erkenntnis, dass es im Kern um das sich wandelnde Menschenbild geht, das den Umgang mit Menschen mit Funktionseinschränkungen in den betrachteten Epochen beeinflusste und auf das wir in Zukunft achtgeben sollten.3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?Das Thema wird vor dem Hintergrund einer zunehmend alternden Gesellschaft immer wichtiger. Im Kern berührt es Ängste vor der eigenen Verletzlichkeit. Eine kritische und bewusste Reflexion unseres an Perfektionismus und Leistungsfähigkeit gekoppelten Menschenbildes ist m.E. von entscheidender Bedeutung für den zukünftigen Umgang mit ›Behinderung‹. Die Relevanz und Aktualität des Themas wird auch an den Diskursen über Inklusion oder Pränatal- bzw. Präimplantationsdiagnostik deutlich.4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?Gerne mit Bill Hughes von der Glasgow School for Business and Society. Er ist einer der Wenigen, der das Thema ›Behinderung‹ auch durch eine prozesssoziologische Brille betrachtet.5. Ihr Buch in einem Satz:Behinderung ist ein ubiquitäres – natürliches und gesellschaftliches – Phänomen, das die Fragilität und Unkontrollierbarkeit des Lebens ins Bewusstsein ruft.
Christoph Egen (Dipl.-Soz.-Wiss. und Dipl.-Päd.) arbeitet als Klinikmanager und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Klinik für Rehabilitationsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover sowie als Lehrbeauftragter des Instituts für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover. Im Jahr 2017 erhielt er im Rahmen seiner soziologischen Promotion ein Norbert-Elias-Stipendium zur Recherche in unveröffentlichten Werken von Norbert Elias im Deutschen Literaturarchiv in Marbach.
Titelinformationen
Titel: Was ist Behinderung?
Reihe: Medical Humanities
Autor*in: Egen, Christoph
Verlag: transcript Verlag
ISBN: 9783839453339
Kategorie: Sachmedien & Ratgeber, Gesellschaft, Behinderte Menschen
Dateigröße: 445 KB
Format: PDF
Max. Ausleihdauer: 21 Tage