
Zum Bischof werden im Mittelalter
Eine praxistheoretische Analyse vormoderner Selbstbildung
Autor*in: Weßels, Ines
Reihe: Praktiken der Subjektivierung
Jahr: 2020
Sprache: Deutsch
Umfang: 294 S.
Verfügbar
- Inhalt:
- 1. Warum ein Buch zu diesem Thema?Die mittelalterlichen Quellen berichten vereinzelt über Akteure, die mit Aufnahme eines Herrschaftsamtes begannen, an sich selbst zu arbeiten, um akzeptiert zu werden. Teilweise werden auch Selbstzweifel erwähnt. Dies knüpft an den Begriff der ›Selbst-Bildung‹ an, der mit praxistheoretischen Forschungsfragen derzeit in den Kultur- und Gesellschaftswissenschaften debattiert wird. Der Begriff verweist auf eine eigene Subjektwerdung. Ich wollte zeigen, dass ein solcher Prozess auch im Mittelalter stattgefunden hat.2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?Eine mediävistische Arbeit mit praxeologischer Analyseoptik hat das Potenzial, die Praktiken der Herstellung eines historischen Subjekts in den Blick zu nehmen. Auf diese Weise rücken in meiner Untersuchung Aspekte in den Fokus, die so bislang in der Mittelalterforschung eher unberücksichtigt geblieben sind.3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?Meine Untersuchung der Subjektwerdung von historischen Akteuren ergänzt die aktuellen Kultur- und Gesellschaftsanalysen, die Subjekte als Produkte sozialer Praktiken herausstellen. Zum anderen ist mein Buch ein Beitrag für eine interdisziplinär-mediävistisch ausgerichtete Untersuchung einer geistlichen Führungselite, die zugleich auf das Potenzial von Bistumsgeschichtsschreibung als historische Quelle aufmerksam macht.4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?Vielfach inspiriert hat mich Prof. Dr. Andreas Reckwitz in meinen Überlegungen zu den Selbstbildungspraktiken der historischen Bischöfe. Es wäre für mich spannend zu erfahren, ob er meine Überlegungen zu einer Verbindung von praxistheoretischer Analyse und vormoderner Gesellschaft nachvollziehbar findet.5. Ihr Buch in einem Satz:Mein Buch zeigt, dass in einer mittelalterlichen Gesellschaftsstruktur zur Ausübung eines Herrschaftsamtes Selbstbildungsprozesse gehörten und diese überaus eng mit der Kompetenz zu Herrschen verknüpft war. Bischöfe des Mittelalters bewegten sich im Spannungsfeld von geistlicher und weltlicher Macht. Jede dieser Sphären brachte eigene, teilweise konfligierende Anforderungen und Erwartungen mit sich. Ines Weßels nimmt den Prozess des bischöflichen Subjekt-Werdens in diesem Kontext in den Blick. Mit Hilfe einer praxistheoretischen Analyseoptik stellt sie in ihrer Untersuchung spätmittelalterlicher Chroniken dar, wie historische Akteure versuchten, sich zum Bischof zu bilden. Damit zeigt sie auf, dass auch in vormoderner Gesellschaft ein Subjekt nicht gegeben war, sondern sich in sozialen Praktiken immer wieder neu formen und positionieren musste.
Ines Weßels, geb. 1985, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und ehemalige Kollegiatin im DFG-Graduiertenkolleg »Selbstbildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive« an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind mittelalterliche Kirchengeschichte und Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive.
Titelinformationen
Titel: Zum Bischof werden im Mittelalter
Reihe: Praktiken der Subjektivierung
Autor*in: Weßels, Ines
Verlag: transcript Verlag
ISBN: 9783839450376
Kategorie: Sachmedien & Ratgeber, Geschichte, Völker & Länder, Geschichte Europas
Dateigröße: 292 KB
Format: PDF
Max. Ausleihdauer: 21 Tage